Alt aber supergut!
Buchtipp: Pünktchen und Anton von Erich Kästner
„Ich koche gerade“, sagte er. „Du kochst?“, fragte sie und brachte den Mund gar nicht wieder zu. „Na ja“, sagte er. „Was soll man machen? Meine Mutter ist doch schon so lange krank, und da koche ich eben, wenn ich aus der Schule komme. Wir können doch nicht verhungern?“
So einfach erklärt Anton seiner Freundin „Pünktchen“ die Situation zu Hause. Und das Mädchen, das eigentlich Luise heißt und weder kochen kann, noch weiß, wie der Herd einzuschalten ist, hilft Anton gerne und packt an, wo sie kann. Aber auch Anton ist ein echt guter Freund für Pünktchen.
Freundschaft trotz Unterschiede
Wenn jemand die beiden Kinder sehen könnte, würde niemand auf die Idee gekommen, sie könnten befreundet sein: denn Pünktchen wohnt in einem großen Haus mit vielen Zimmern gemeinsam mit ihren Eltern, einem Dienstmädchen, einer Köchin und dem Hund Piefke. Anton hingegen wohnt alleine mit seiner Mutter in einer kleinen Wohnung und stellt sich abends zum Betteln auf die Straße. So kann er wenigstens ab und zu etwas Gutes zum Essen für sich und seine Mutter kaufen.
Pünktchen hat Anton nur deshalb kennengelernt, weil sie auch abends auf der Straße zum Betteln mit ihrem Kindermädchen steht. Und das tut sie genauso regelmäßig wie Anton, obwohl Pünktchen es gar nicht nötig hätte, das Betteln.
Spannend, wie ein Krimi
Das Tolle an der Geschichte ist, dass es wirklich lustige Erlebnisse von den beiden zu lesen gibt und es gleichzeitig so spannend ist, wie ein Kriminalroman. Aber vielleicht ist es ja auch ein Krimi, schließlich gibt es da auch noch den Freund des Dienstmädchens, den Pünktchen als „Teufel“ bezeichnet…
Aber zu viel sei hier auch nicht verraten, lies am besten selbst, die Geschichte von Pünktchen und Anton. Und wer weiß, vielleicht kommen dir beim Lesen Ideen, wie du eine Freundin oder einen Freund von deiner Situation zu Hause erzählen kannst, ohne dich dabei verstellen zu müssen.
„Da kam Anton wieder in die Küche und fragte: „Willst du mit ins Schlafzimmer kommen, während wir essen?“ Pünktchen nickte. „Sie (meine Mutter) sieht noch ziemlich krank aus“, sagte der Junge. „Aber tu mir den Gefallen und lass dir’s nicht anmerken.“ Es war ganz gut gewesen, dass er das Mädchen schonend vorbereitet hatte. Antons Mutter saß im Bett und sah sehr blass und elend aus. Sie nickte Pünktchen freundlich zu und meinte: „Das ist schön, dass du gekommen bist.“
Erich Kästner ganz persönlich
Auch wenn manche Stellen im Buch nicht ganz in unsere Zeit passen, kann es trotzdem interessant sein zu erfahren, wie zum Beispiel früher der Herd beheizt wurde oder wie Kinder damals angezogen waren.Das Buch hält nämlich auch Cartoons zu manchen Szenen bereit, die das Ganze noch bildlicher machen.
Und auch ganz besonders ist, dass Erich Kästner ab und zu eigene persönliche Anmerkungen im Buch macht, die zum Nachdenken anregen sollen. Er nennt sie "Nachdenkereien", sie sind leicht zu erkennen, weil sie anders geruckt sind, als die Geschichte selber.
Wir von superhands halten daher fest: ein Buch, das sich auch nach mehr als 80 Jahren gerne lesen lässt und das wir dir herzlichst empfehlen möchten!
Erich Kästner (1899-1974) gehört zu den meistgelesenen Kinderbuchautoren. Für seine Bücher wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Hans-Christian-Andersen-Preis und dem Georg-Büchner-Preis.
Pünktchen und Anton
Von Erich Kästner, Illustrationen: Walter Trier
Erstmals erschienen 1931, 133. Auflage Dressler Verlag AG, Zürich
157 Seiten, gebunden
Ab 12 Jahren
12,40 EUR
FISCHER KJB
ISBN 978-3-7915-3014-7